Ein Videokonferenzsystem ist ein IT-Dienst mit dem Videokonferenzen durchgeführt werden können. Videokonferenzsystem basierten in der Vergangenheit auf spezifischer Hardware, die bei allen Teilnehmern vorhanden sein musste. Moderne Videokonferenzsysteme sind weitgehend unabhängig von besonderer Hardware außer für spezielle Funktionen. Grundsätzlich genügt jedoch ein Computer mit Kamera und Mikrofon.
Neben den unten aufgeführte Beispielen für Videokonferenzsysteme, gibt es für die Auswahl eines Systems eine Übersicht bei datenschutzbeauftragter.info: Videokonferenz-Tools: Tipps zur Auswahl und Verwendung.
Es gibt viele Ausprägungen von Videokonferenzsystemen. Es lassen sich beispielsweise unterscheiden:
Angesichts der Vielzahl von Videokonferenzsystemen ist die eine Zusammenstellung notwendigerweise fragmentarisch und willkürlich. Eine mit über 30 Einträgen immer noch nicht vollständige Auflistung finden sich in der englischsprachigen Wikipedia: Comparison of web conferencing software.
Für den Einsatz in Schulen hat das „Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein“ eine für die Zeit der Coronakrise eine Positivliste erstellt, die die hier auch vorgestellten Systeme Jitsi und WebEx (sowie BigBlueButton1) und Teamviewer: Blizz2)) umfasst - das hier als ebenfalls als empfehlenswerte Nextcloud Talk fehlt in der Übersicht vermutlich, da es nicht für einen größeren Kreis an gleichzeitigen Teilnehmer in einer Videokonferenz geeignet ist.
Eine weitere Übersicht von Videokonferenzsystemen ergibt sich aus der Ausschreibung des DFN für Rahmenverträge für cloudbasierte Web- und Videokonferenzdienste.3)
Nextcloud Talk gehört zu der bekannten freien Cloud-Lösung Nextcloud und ist in diesem Kontext nicht nur ein Videokonferenzsystem sondern Teil einer Kollaborationssoftware. Für die Nutzung wird ein WebRTC4)-unterstützender Browser benötigt.
Bei Nextcloud Talk erfolgt eine vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Videokonferenz, die Gesprächsdaten werden P2P direkt zwischen den Teilnehmern übertragen.5) Auf dem Server sind somit allenfalls Metadaten im Klartext vorhanden.
Die sehr sichere Übermittlung der Daten hat den Nachteil, dass der Bedarf an Bandbreite und Rechenkapazität der Nutzer mit der Anzahl der an der Videokonferenz teilnehmenden Personen immer weiter ansteigt. Mehr als 3-4 Teilnehmer sind in der Regel nicht sinnvoll.
Jitsi ist eine freie Software für Videokonferenzen, IP-Telefonie und Instant Messaging. Für die Nutzung wird ein WebRTC6)-unterstützender Browser benötigt. Ein Nutzerkonto ist grundsätzlich nicht erforderlich.
Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erfolgt allenfalls bei Konferenzen mit nur 2 Teilnehmern. Ansonsten wird der Datenverkehr auf dem Server ent- und wieder verschlüsselt. Nachteilig daran ist, dass es entsprechend hohe Serverkapazitäten braucht und vor allem je nach Anwendung ein hohes Vertrauen in den Betreiber des Servers: Datenschutzrechtlich sind das Ent- und -Verschlüsseln sowie dazwischenliegende Prozessschritte eine Verarbeitung gem. Art. 4 Nr. 2 DSGVO.
Stellen, die einen fremden Jitsi-Server einsetzen wollen, werden in der Regel mit dem Betreiber des Servers eine Vereinbarung zur Regelung der datenschutzrechtlichen Anforderungen (zum Beispiel einen AV-Vertrag) schließen müssen.
Vorteil ist, dass gerade bei mehreren Teilnehmern, bei den einzelnen Teilnehmer vergleichsweise geringe Anforderungen an Rechenleistung und Bandbreite bestehen. Auch die Belastung des Servers ist nach Eigendarstellung im Projekt erstaunlich gering.7)
Microsoft Teams ist eine Plattform, die neben der Funktion als Videokonferenzsystem auch eine Chats und Notizen ermöglicht (Kollaborationssoftware). Skype for Business geht in Microsoft Teams auf beziehungsweise wird langfristig durch dieses ersetzt. Microsoft Teams ist Teil von Microsoft Office 365 (zukünftig vermutlich Microsoft 365).8) Dementsprechend besteht die Notwendigkeit zu einem personengebundenen Account, in dem letztlich alle Daten aus der Nutzung von Microsoft Office 365 zusammengeführt werden auch eine Verkettung mit Daten aus einem privaten Microsoft-Account ist leicht möglich, wenn nicht sehr strikt auf eine Trennung geachtet wird.
Die hohe Integration von personenbezogenen Daten könnte zur Vorteilen beim Handling führen aber die Gefahren für den Datenschutz durch einen große Menge an personenbezogenen Daten, die im Zweifel keiner klaren Zweckbestimmung mehr unterliegen, dürften sehr hoch sein. Dazu kommt die Gefahr von Lock-in-Effekten.9)
Zoom ist gegenwärtig das wohl umstrittenste Videokonferenzsystem (und Kollaberationssoftware). Einerseits wird vielfach die Funktionalität und Handhabbarkeit gelobt aber andererseits, gibt es teilweise scharfe Kritik an Datenschutz und IT-Sicherheit, die jedoch nicht unwidersprochen bleibt.
Da selbst eine vorläufige Einschätzung schwierig ist, eine Sammlung von Links zu verschiedenen Statements:
Eine Einführung von Zoom scheint mittlerweile auch für eine öffentliche Stelle gut vertretbar zu sein soweit geeignete Technische und organisatorische Maßnahmen ergriffen werden und ggf. mit Einschränkungen bei besonders sensiblen Nutzungen.10)